Nightrain Album Rezension zu T.S.L.C

Der Rock’n’Roll ist nicht tot. Den ersten Teil davon kriegt man auch nicht kaputt. Plakatives kann man auf der Homepage dieser süddeutschen Band lesen: »Donnergrollen des Rock’n’Roll«, »inspiriert von Ikonen wie Led Zeppelin, Lynyrd Skynyrd und Aerosmith« oder »The south is loud!« Dem kann ich ohne Umschweife zustimmen, wenn es um Nightrains drittes Kraftpaket „The Tennessee Straight Love Connection“ geht.
Die Band erschüttert selbst die eigenen vier Wände, wenn die Platte einmal im Player gelandet ist und man die Lautsprecher der Anlage entsprechend befingert.
Starke Songs kommen da mit Macht auf den Hörer zu und die Gitarren riffen und solieren so sehr um die Wette, als müsse es einen Gewinner geben. Wettbewerb ist gut, denn der spornt an. Nicht nur den beiden Gitarristen Matthias Herz sowie Julian Scheuchenzuber ist die Motivation anzumerken.Besonders der Kracher „Club 27“ lässt nach hartem Arbeitseinsatz den Schweiß von der Decke tropfen und wäre man nicht selber in der Nähe des CD-Spielers, würde man glauben, der ‚Club‘ habe noch eine Tür, die in dieses verrauchte, von Nikotin und abgestandenem Bier stinkende Zimmerchen führt, in dem man vor lauter Qualm eh niemanden erkennen kann. Für die letzten gut vierzig Sekunden wechselt der Track tatsächlich die Farbe, hin zu einem leckeren Boogie.

Was folgt, ist der Nightrain-Rock’n’Roll, und Herz erweist sich auch als proftitabler Shouter.
Neben der enganliegenden Musik ist das Gegengewicht von Sänger Herz zu loben. Kristin Hödl hat die weiblichen Lead Vocals fest im Griff. Sie ist nicht die Nummer zwei hinter Herz, sondern steht wohl auch auf der Bühne in einer Reihe mit ihm.
img7854kopie

Ja, diese Platte rockt und die Gitarren haben auf der Pritsche ihres Pick-ups jede Menge prickelnde Sounds parat. Da spielt es keine Rolle, wenn die Sechssaiter schon einmal metallischen Anstrich bekommen. Ausschließlich macht man mit Eigenkompositionen die Gegend um den Player unsicher und so gegen Ende fragt sich der Hörer, woher diese Burschen ihre Energie schöpfen? Die Balladen haben auch verdammt viel Power und aus meiner Sicht muss der Drummer Christoph Süss ein ordentliches Paket stemmen können, denn der unterzieht die Felle und Becken seines Schlagzeugs einer Belastungsprobe nach der anderen.
Doch, ganz zum Schluss packt man noch die akustische Gitarre aus und ausschließlich davon wird Herz begleitet. Schade, Leute, gerade hier hätte ich auch gerne die Kristin gehört. Von Beginn des Albums an wird ordentlich Gas gegeben und das Gemeinsame der beiden Gitarren wie auch der Stimmen gefällt richtig gut.Die Spielarten des Südstaatenrocks hat man in tonale Ereignisse umgeformt und da kommt der eine oder andere Blueseinschlag ebenfalls nicht zu kurz. „So They Say“ öffnet dann zum ersten Mal das Ventil für die Luft zum Durchatmen. Zumindest anfangs, dann geht es abermals auf den staubigen Highway, immer in Richtung untergehende Sonne. So kann man dann, es hat sich genüsslich abgekühlt, der Ballade mit dem Titel „Freedom“ lauschen, wobei die Band in einem Zwischenspiel den Taktstock um einiges schneller schwingt.

Ups, da sind wir schon wieder im ‚Club‘ angekommen und ich kann nur ein ‚Willkommen‘ ergänzen. Die Musik rockt ordentlich und der ein oder andere stimmliche Übersteiger sei dem Matthias Herz bei aller Motivation verziehen.

 

Tracklist

01:Nothing To Say (3:16)
02:Get Down (5:48)
03:Funky Monkey (3:24)
04:Ain’t Afraid (4:23)
05:So They Say (4:39)
06:Freedom (5:41)
07:Club 27 (4:07)
08:Show What You’ve Got (4:49)
09:Dirty Kids (Like To Play With Mud And So Do Dirt Girls) (5:07)
10:Classy Diction (4:14)
11:Maybe (3:50)

Bonus Track:
12:Poets Don’t Lie (3:52)